Die katholische Kirche als Friedensbotschafterin in der turbulenten Region der Großen Seen
Bei der neunten Sitzung der interdisziplinären internationalen Konferenzreihe, die von der Universität Freiburg im Rahmen des Projekts Girubuntu Peace Academy organisiert wurde, betonte Monsignore Simon Ntamwana, eine Schlüsselfigur für den Frieden in Burundi und der Region der Großen Seen, die entscheidende Rolle der katholischen Kirche in den Bemühungen um Versöhnung. Gleichzeitig beklagte er das Hindernis, das Politiker für den Frieden in Afrika und insbesondere in seinem Heimatland Burundi darstellen.
Burundi, im Herzen der afrikanischen Region der Großen Seen gelegen, trägt noch immer die Narben seiner turbulenten Geschichte. Seit seiner Unabhängigkeit in den 1960er Jahren hat das Land schwere Krisen durchlebt, insbesondere in den Jahren 1972 und 1993, die das soziale Gefüge des Landes tief geprägt haben. Die Ermordung von Präsident Melchior Ndadaye im Jahr 1993 stürzte das Land in eine Spirale der Gewalt und löste einen Bürgerkrieg aus, der die Widerstandsfähigkeit der Nation auf die Probe stellte.
In diesem Chaos etablierte sich die katholische Kirche als Säule der Stabilität und als Vermittlerin des Friedens. Angesichts des Zusammenbruchs traditioneller politischer Strukturen und zunehmender ethnischer Spannungen ergriff die Kirche die Initiative, um den Frieden in der Bevölkerung wiederherzustellen. Diese Aktion erwies sich als entscheidend in einer Zeit, in der die Armee, die in die Auslösung der Ereignisse verwickelt war, nicht in der Lage war, die Zivilbevölkerung vor Vergeltungsmaßnahmen zu schützen.
Der Ansatz der Kirche, so Monsignore Ntamwana, zeichnete sich durch den Willen aus, ethnische und politische Spaltungen zu überwinden. In Anerkennung der Grenzen des Parteiensystems bei der Konfliktlösung initiierten kirchliche Führer einen innovativen Verhandlungsprozess. Sie versuchten, die wichtigsten Führungspersönlichkeiten in privaten Gesprächen zusammenzubringen, die sich auf eine gerechte Machtverteilung und die Berücksichtigung der Interessen jeder Gruppe konzentrierten.
Diese Bemühungen trugen wesentlich zur Ausarbeitung des Arusha-Abkommens im August 2000 bei, einem entscheidenden Schritt im burundischen Friedensprozess. Parallel dazu spielte die katholische Kirche eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise in den Nachbarländern.
Das Engagement der Kirche beschränkte sich nicht auf Burundi. Als Präsident der Vereinigung der Bischofskonferenzen Zentralafrikas für Burundi, Ruanda und die Demokratische Republik Kongo konnte Bischof Simon Ntamwana seinen Einfluss auf regionaler Ebene ausweiten. Diese Position ermöglichte es ihm, aktiv an Diskussionen über Frieden und Versöhnung in der gesamten Region der Großen Seen teilzunehmen.
Die Kirche hat Politiker als häufige Ursache für die Tragödien identifiziert, die den afrikanischen Kontinent weiterhin plagen. Sie kritisiert deren Tendenz, persönliche Interessen über das Gemeinwohl zu stellen und damit zu einem Hindernis für die gerechte Entwicklung ihrer Nationen zu werden. Trotz Treffen mit höchsten Behörden verschiedener afrikanischer Länder, um diese Bedenken zu äußern, blieb die Nachverfolgung dieser Initiativen begrenzt.
Dennoch sieht die Kirche Chancen für Frieden und Versöhnung. Sie betont die Bedeutung einer jungen Bevölkerung mit einer Vision der Reform und die entscheidende Rolle christlicher Kirchen bei der Förderung des Friedens. Die Kirche unterstreicht auch die Wichtigkeit der Familie bei der Erziehung junger Menschen und betrachtet sie als wesentliche Grundlage für den Aufbau einer friedlichen Gesellschaft.
Die Herausforderungen bleiben zahlreich, insbesondere ethnische Spaltungen, die die nationale Einheit behindern, der begrenzte Zugang zu Bildung für einige Kinder und die Armut, die weiterhin ein großes Hindernis für den Frieden darstellt. Angesichts dieser Herausforderungen ruft die Kirche zu Versöhnung und Einheit auf und betrachtet sie als den Weg zu Entwicklung und Zusammenarbeit.